Seit mehr als fünf Jahrzehnten setzt John McLaughlin seine unvergleichliche Gitarrentechnik, sein kompositorisches Talent und seine Vorstellungskraft im Dienste einer zutiefst persönlichen, höheren Berufung ein und schmiedet ein riesiges Erbe, das in der improvisierten Musik seinesgleichen sucht. Jetzt, wo die Welt unter dem Tribut des anhaltenden viralen Lockdowns leidet, reflektiert McLaughlin mit „Liberation Time“ sowohl die Gefahren als auch das Potenzial dieses herausfordernden Moments. „Liberation Time“ ist sowohl von Freude als auch von Besinnung geprägt und zeigt, wie McLaughlin seine Frustrationen nutzt und diese Energie umlenkt. „Das Ergebnis“, erklärt er in einer offenen Linernote, „war eine Musikexplosion in meinem Kopf.“ Ungewöhnlich für McLaughlins jüngste Projekte ist, dass „Liberation Time“ nicht das Werk eines festen Ensembles ist. Da körperliche Nähe keine Voraussetzung mehr ist, nutzte McLaughlin seine jahrzehntelange Erfahrung als Bandleader, um für jede Komposition die am besten geeigneten Musiker auszuwählen. „Das ist eine Entscheidung, die nur dann richtig getroffen werden kann, wenn man weiß, wie die Musiker spielen“, erklärt er. „Nicht nur, wie gut sie technisch spielen, sondern auch, wie sie intuitiv spielen. Nur dann kann man die richtigen Entscheidungen treffen.“ „As the Spirit Sings“ leitet das Album ein, indem es die aufgewühlte rhythmische Spannung (angeheizt von Schlagzeuger Vinnie Colaiuta und Bassist Sam Burgess) mit McLaughlins aufsteigender Gitarrenfigur kontrastiert – alles untermauert von Gary Husbands subtilem, ausladendem Klavier. Knorrige Post-Bop-Figuren bilden die Grundlage von „Right Here, Right Now, Right On“, einer der jazzigsten Darbietungen, die McLaughlin seit langem hingelegt hat, mit Nicolas Viccaro (Schlagzeug), Jerome Regard (Bass) und Julian Siegel (Tenorsaxophon) und Oz Ezzeldin (Klavier). Es ist unmöglich, die tiefe Brüderlichkeit zu ignorieren, die zwischen den Mitgliedern von 4th Dimension besteht – McLaughlins aktuellem Ensemble, zu dem neben Husband auch Etienne Mbappe (Bass) und Ranjit Barot (Schlagzeug) gehören. Sie sind auf dem gefühlvollen „Lockdown Blues“ zu hören, einer spielerischen Auseinandersetzung mit Blues-Tropen, die erstmals letzten Sommer zugunsten der Jazz Foundation of America veröffentlicht wurde.