Die Werke auf diesem Album wurden zwischen 1935 und 2019 von vier ungarischen Komponisten geschrieben: Béla Bartók, der Lehrer von Sándor Veress, der György Ligeti unterrichtete, der wiederum einen frühen, aber prägenden Einfluss auf Péter Eötvös hatte. Allen ihren Kompositionen gemeinsam ist die Idee eines Dialogs zwischen kultivierten und populären Elementen, zwischen einer westlichen Musiktradition und Volksmusik, insbesondere aus Osteuropa. Diese Idee wurde im frühen 20. Jahrhundert von Bartók selbst formuliert, der die Verwendung volkstümlicher Elemente in einem Kunstmusikstück nicht nur als Mittel zur Wiederbelebung der klassischen Tradition, sondern auch als Mittel zur Vereinigung verschiedener Kulturen betrachtete. In den hier aufgenommenen Werken manifestiert sich der Dialog auf unterschiedliche Weise, etwa durch Bezüge zu barocken Idiomen und Formen sowie volkstümlichen Stilen in den Solosonaten von Bartók und Ligeti. Im Fall von „Abenteuer des Dominantseptakkords“ von Péter Eötvös ist es der Dominantseptakkord, der als Symbol westlicher Tonalität gilt. Der häufig wiederkehrende Akkord erreicht jedoch nie die erwartete Auflösung, sondern wird mit nicht-tonalen Materialien konfrontiert, die von der Volksmusik Osteuropas inspiriert sind. Die in Deutschland lebende Geigerin Nurit Stark wurde in Israel in eine aus Rumänien stammende Familie geboren. Das für sie geschriebene Werk von Peter Eötvös bildet daher den perfekten Abschluss dieses sehr persönlichen Projekts, das sich mit der Fähigkeit der Musik beschäftigt, kulturelle, geografische und ideologische Grenzen zu überschreiten.