Im Wald leben wilde Tiere. Dort verstecken sich Räuber. Dort ist das Geheimnis zu Hause. Und wenn der Wald auf der Bühne des Salzburger Hauses für Mozart liegt, finden dort auch ein berüchtigter Frauenheld und sein zwielichtiger Komplize Unterschlupf. Denn hier, in dem dichten Wald, den Regisseur Claus Guth gepflanzt hat, ist der schroffe Macho Don Giovanni zu Hause, der, unterstützt von Leporello, die Damen mit dem berauschenden Duft der Gefahr lockt. In Guths beinahe filmischer Inszenierung bei den Salzburger Festspielen scheint jede Figur in Mozarts realistischster Oper eine Hintergrundgeschichte von vereitelter Liebe und Frustration in sich zu tragen. Jeder scheint im Wald entweder Erlösung oder Verdammnis zu suchen – ein überzeugendes Konzept, das die Oper von ihren traditionellen pseudo-sevillanischen Plätzen und Palästen entfernt. Und wenn Don Giovanni von Christopher Maltman gespielt wird, ist es kein Wunder, dass Donna Anna (Annette Dasch), Donna Elvira (Dorothea Rschmann) und sogar Zerlina (Ekaterina Siurina) bereit sind, sich ihm zu Füßen zu werfen. Mit einem Körperbau, der so beeindruckend ist wie seine vollmundige Baritonstimme, verkörpert Maltman Don Giovanni als einen fast widerstrebenden Verführer, einen Mann, der dazu bestimmt ist, Frauen und letztendlich sich selbst ins Elend zu bringen. Neben Maltman ist es der uruguayische Bassbariton Erwin Schrott, der das Publikum in dieser Inszenierung fesselt: „Schrotts Leporello ist ein Ereignis für sich, das Ereignis des Salzburger Don Giovanni (Die Welt).“ Unter Bertrand de Billy spielen die Wiener Philharmoniker mit erfrischendem Schwung und Geist. Rezension Es gibt viel zu provozieren und anzuregen in diesem bewundernswert inszenierten Film, der von den Wiener Philharmonikern mit feinem Spiel und dramatischem Schwung angetrieben wird. Aufführung ***** Aufnahme **** --BBC Music Magazine, 10. Dezember