Michael Byron (geb. 1953) widmet sich seit langem dem Schreiben virtuoser Instrumentalmusik von kontrapunktischer Komplexität und ständiger Variation, doch mit „The Celebration“, einem Liederzyklus für Bariton und Klavierquintett, wagte er sich auf unbekanntes Terrain: Er hatte zuvor noch nie für Gesang komponiert , das wichtigste Mittel, um das Wunder des menschlichen Daseins auszudrücken. Bestehend aus vier Liedern (Text von Anne Tardos) und zwei instrumentalen Zwischenspielen erforscht The Celebration die Mehrdeutigkeit, die Orientierungslosigkeit und letztendlich das freudige Paradoxon der Formulierung einer Identität in einer Welt des ständigen Wandels. Wie die meisten Werke von Byron basiert die Komposition auf einer sorgfältig entworfenen Struktur, die die ständige und maßvolle Transformation der musikalischen Elemente gewährleistet. So wie Byron einen neuen Kontext für Tardos‘ Poesie schafft, so verändert die Präsenz der poetischen Stimme auch Byrons Musik. Die Instrumentallinien beispielsweise nehmen eine äußerst lyrische Gestalt an, da sie die Gesangslinie vorwegnehmen, widerhallen, spiegeln und kontrastieren. Die unerwartete Divergenz und Konvergenz der Gesangs- und Instrumentallinien erzeugt das, was Byron „unvermeidliche Synchronizitäten“ nennt, diesen mysteriösen Umstand, dass einzelne Stimmen in einen ewigen Dialog versunken sind. Mit „The Celebration“ bieten Byron und Tardos uns eine reichhaltige Gelegenheit, den göttlichen Kontrapunkt zwischen Stimme und Instrumenten, Poesie und Musik, Individuum und Menschlichkeit anzuerkennen und zu feiern.