„Lulu“ ist das bahnbrechende Kollaborationsalbum zwischen zwei wahren Schwergewichten der Musik, aber dennoch überraschenden künstlerischen Partnern: Metallica und Lou Reed. Rezension In vielerlei Hinsicht waren Metallica lange Zeit nicht mehr eine, sondern zwei Bands. In den Sommermonaten sind sie der erste Vollblut-Rock-Act der Welt und geben sich damit zufrieden, an Orten wie dem Yankee Stadium das Erbe zu genießen, das ihnen Alben wie „Master of Puppets“ und Songs wie „Enter Sandman“ hinterlassen haben. Aber als Konsequenz daraus gibt es eine Gruppe, deren kreatives Herz mutig und stark schlägt. Das Quartett aus der Bay Area traf Lou Reed zum ersten Mal – einen Mann, dessen eigene künstlerische Aktivitäten seit Jahrzehnten in sowohl hervorragenden als auch abscheulichen Veröffentlichungen festgehalten wurden –, als beide Parteien Teil des Jahrgangs 2009 waren, der in die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland aufgenommen wurde. Die fünf Männer kamen ins Gespräch und beschlossen, ein Album zu machen. Vielleicht ist es gut so, dass Bette Midler an diesem Tag nicht geehrt wurde. Obwohl es sich in Wahrheit nicht um ein ganz so verblüffendes Album handelt, wie es der Preis vermuten lässt. Inspiriert durch eine Reihe von Demos, die Reed für eine musikalische Inszenierung zweier Stücke des deutschen Dramatikers Frank Wedekind aus dem 19. Jahrhundert vorbereitet hat – was an sich schon einen Hinweis darauf liefert, dass es sich hierbei nicht um „Back in Black“ handelt – folgt Lulu den Kerninstinkten beider Parteien: Auf Seiten von Metallica gibt es ein langgestrecktes und nachdenkliches, ganz zu schweigen von atemlos schwerem, musikalischen Rückgrat; während Lou Reeds atonale und monochromatische Vocals mit absichtlicher Unruhe darüber lagen, wie ein Ölteppich auf einem Ozean. Mit einer Länge von 90 Minuten ist Lulu kein leichter Snack. Die Gesamtwirkung des Albums ist von Klaustrophobie geprägt, von einem beunruhigenden und unerbittlichen Angriff, der eher eine künstlerische Einflößung als eine Rockoper ist. Das sind die Aspekte des Albums, deren Einarbeitung Zeit in Anspruch nehmen wird, damit sich die irritierende Natur eines Großteils dieses Werks an das Ohr des Hörers gewöhnen kann. Aber selbst wenn man dies berücksichtigt, scheint es klar, dass diese Zusammenarbeit einem sorgfältigen und bewussten Design folgt. Nach der Lawine der Unterdrückung, die ihr vorausgegangen ist, kommt Lulus Auflösung in Form des 19-minütigen „Junior Dad“, einem Track mit einem Groove von so herrlich hypnotischer Kraft, dass seine Wirkung einer Rettung nach Monaten in einem Schlagloch gleichkommt. Viele Vorabmeldungen über den Ausflug von Lou Reed und Metallica waren von Verwirrung und Enttäuschung geprägt. Es kann jedoch durchaus sein, dass dies ein Album ist, dem das Lob zuteil wird, das es verdient. --Ian Winwood Dieser Link führt Sie in ein neues Fenster