Die umfassende amerikanische Erfahrung, die Lonnie Holley auf seinem erstaunlichen neuen Album MITH zusammenfasst, ist sowohl vielfältig als auch fein detailliert. Holleys autodidaktische Klavierimprovisationen und sein lyrischer Ansatz des Bewusstseinsstroms haben erst an Sinn und Kraft gewonnen, seit er 2012 mit „Just Before Music“ die musikalische Seite seiner Kunst vorstellte, gefolgt von „Keeping a Record of It“ aus dem Jahr 2013. Aber während sein vorheriges Material im Ewig-Inneren zu verweilen schien, lebt MITH sehr stark in unserer Welt – der Welt aus Beton und Tränen; aus Schmutz und Blut; von Ungerechtigkeit und Hoffnung. In diesen Liedern berührt Holley in einer ganz eigenen impressionistischen Poesie Black Lives Matter („I'm a Suspect“), Standing Rock („Copying the Rock“) und zeitgenössische amerikanische Politik („I Woke Up in a Fucked- Up America“). Als Geschichtenerzähler der Extraklasse beherrscht er in seinen Liedern eine persönliche und universelle Mythologie, zu der nur wenige Songwriter fähig sind – mir fallen Namen wie Bob Dylan, Joni Mitchell, Joanna Newsom und Gil Scott-Heron ein. MITH wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren an Orten wie Porto, Portugal; Cottage Grove, Oregon; New York City und Holleys Wahlheimat Atlanta, Georgia. Diese 10 Songs enthalten Beiträge des kosmischen Musikerkollegen Laraaji, des Jazz-Duos Nelson Patton, des visionären Produzenten Richard Swift, des Saxophonisten Sam Gendel und des Produzenten/Musikers Shahzad Ismaily.